Wenn ich an Israel denke, denke ich an die Cohens. Ich denke nicht an die Klagemauer, sondern an die Urlaube bei ihnen in Tel Aviv. Würde man die Cohens nicht kennen, würde man denken, dass sie selbst Touristen in Israel sind. Es ist sehr lustig, wie sie immer mit dicken Schichten Sonnencreme, großen Hüten und Sonnenbrillen herumlaufen. Sie sind immer perfekt vorbereitet, haben ihren Rucksack dabei und bieten uns immer ein perfekt durchgeplantes Programm. Von ihnen habe ich viel über die israelische Kultur gelernt. Über Yom Kippur, wo alle Straßen leer sind. Wir haben am Weizman Platz gewohnt, einem großen Kreisverkehr, auf dem Kinder mit dem Roller im Kreis gefahren sind. Als Freunde von den Cohens trotzdem das Auto nahmen, haben manche Kinder sie mit Steinen beworfen. Oder natürlich Pessach, als die ganze Familie zu Besuch war. Die Cohens haben das nicht so durchgezogen, wie das eine religiöse Familie machen würde. Sie haben nur zwei, drei Sachen aus der Haggada gelesen, nicht das ganze Buch. Der religiöse Touch war zu spüren, aber da die Cohens religionskritisch sind, haben sie auch ihre Witze gerissen. Es war eine Familienfeier wie für uns Weihnachten. Mit ihren Kindern komme ich hervorragend klar. Sie sprechen extrem gutes Englisch. Anders als in Frankreich oder Spanien, wo viele junge Leute gar kein Englisch können, lässt sich die Sprachbarriere zu ihnen leicht überwinden. Es gibt sicherlich Unterschiede, aber sie lassen sich nicht verallgemeinern. Wie ich aus dem Umfeld von Micky und Liat Cohen erfahren habe, sind sie stärker engagiert als wir. Liat geht mehrmals im Monat zu einer Art Pfadfindergruppe, die sich sehr um soziale Dinge kümmert. Auch mit der Schule sind sie jedes Jahr im Sommercamp. Micky war in irgendeinem Labor oder Forschungsinstitut, was ganz normal ist. Natürlich machen sie das auch, damit sie in der Armee einen besseren Job bekommen. Das ist ein anderer Ansporn als bei uns. Früher dachte ich immer, dass alle wirklich mehrere Jahre lang richtige Soldaten sind, aber es gibt da viel mehr Tätigkeitsfelder. Wenn man später in der IT-Branche arbeiten will, dann ist die Armee beispielsweise der beste Arbeitgeber. Dennoch ist es schlimm, dass man gezwungen wird, drei Jahre (als Junge) oder zwei Jahre (als Mädchen) in die Armee zu gehen. Natürlich hat das mit der Geschichte von Israel zu tun, aber ich könnte mir gar nicht vorstellen, nach der Schule mehrere Jahre nicht machen zu können, was ich will. Wenn man gar nicht an das Konzept von Armee und Waffen glaubt, ist das eine Beschränkung. Ich habe zwar keine Angst bei ihnen wahrgenommen, aber sie freuen sich auch nicht darauf. Sie nehmen es als normal hin. Man sieht ja auch dauernd in der Stadt Soldaten, damit wachsen sie auf. Ansonsten haben wir auch viel über Musik geredet. Sie sind große Beatles-Fans wie ich und musikalisch sehr begabt. Micky hat ein absolutes Gehör und Liat spielt Klavier. Ich spiele auch Klavier, aber bei weitem nicht so gut. Ja, Ich verstehe mich gut mit ihnen. Es ist eine Art Freundschaft, auch wenn wenn wir uns nicht so gut kennen, dass wir alles miteinander teilen.
Nelly Dorrmann, 16 Jahre lebt in Berlin und verbrachte privat Zeit in Israel.
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Wenn ich an Israel denke, denke ich an die Cohens. Ich denke nicht an die Klagemauer, sondern an die Urlaube bei ihnen in Tel Aviv. Würde man die Cohens nicht kennen, würde man denken, dass sie selbst Touristen in Israel sind. Es ist sehr lustig, wie sie immer mit dicken Schichten Sonnencreme, großen Hüten und Sonnenbrillen herumlaufen. Sie sind immer perfekt vorbereitet, haben ihren Rucksack dabei und bieten uns immer ein perfekt durchgeplantes Programm. Von ihnen habe ich viel über die israelische Kultur gelernt. Über Yom Kippur, wo alle Straßen leer sind. Wir haben am Weizman Platz gewohnt, einem großen Kreisverkehr, auf dem Kinder mit dem Roller im Kreis gefahren sind. Als Freunde von den Cohens trotzdem das Auto nahmen, haben manche Kinder sie mit Steinen beworfen. Oder natürlich Pessach, als die ganze Familie zu Besuch war. Die Cohens haben das nicht so durchgezogen, wie das eine religiöse Familie machen würde. Sie haben nur zwei, drei Sachen aus der Haggada gelesen, nicht das ganze Buch. Der religiöse Touch war zu spüren, aber da die Cohens religionskritisch sind, haben sie auch ihre Witze gerissen. Es war eine Familienfeier wie für uns Weihnachten. Mit ihren Kindern komme ich hervorragend klar. Sie sprechen extrem gutes Englisch. Anders als in Frankreich oder Spanien, wo viele junge Leute gar kein Englisch können, lässt sich die Sprachbarriere zu ihnen leicht überwinden. Es gibt sicherlich Unterschiede, aber sie lassen sich nicht verallgemeinern. Wie ich aus dem Umfeld von Micky und Liat Cohen erfahren habe, sind sie stärker engagiert als wir. Liat geht mehrmals im Monat zu einer Art Pfadfindergruppe, die sich sehr um soziale Dinge kümmert. Auch mit der Schule sind sie jedes Jahr im Sommercamp. Micky war in irgendeinem Labor oder Forschungsinstitut, was ganz normal ist. Natürlich machen sie das auch, damit sie in der Armee einen besseren Job bekommen. Das ist ein anderer Ansporn als bei uns. Früher dachte ich immer, dass alle wirklich mehrere Jahre lang richtige Soldaten sind, aber es gibt da viel mehr Tätigkeitsfelder. Wenn man später in der IT-Branche arbeiten will, dann ist die Armee beispielsweise der beste Arbeitgeber. Dennoch ist es schlimm, dass man gezwungen wird, drei Jahre (als Junge) oder zwei Jahre (als Mädchen) in die Armee zu gehen. Natürlich hat das mit der Geschichte von Israel zu tun, aber ich könnte mir gar nicht vorstellen, nach der Schule mehrere Jahre nicht machen zu können, was ich will. Wenn man gar nicht an das Konzept von Armee und Waffen glaubt, ist das eine Beschränkung. Ich habe zwar keine Angst bei ihnen wahrgenommen, aber sie freuen sich auch nicht darauf. Sie nehmen es als normal hin. Man sieht ja auch dauernd in der Stadt Soldaten, damit wachsen sie auf. Ansonsten haben wir auch viel über Musik geredet. Sie sind große Beatles-Fans wie ich und musikalisch sehr begabt. Micky hat ein absolutes Gehör und Liat spielt Klavier. Ich spiele auch Klavier, aber bei weitem nicht so gut. Ja, Ich verstehe mich gut mit ihnen. Es ist eine Art Freundschaft, auch wenn wenn wir uns nicht so gut kennen, dass wir alles miteinander teilen.
Nelly Dorrmann, 16 Jahre
lebt in Berlin und verbrachte privat Zeit in Israel.