Monique Leher / 21 Jahre

Die wunderbare Zusammenkunft von Freunden

In Tel Aviv war ich in einem Café auf der Toilette – da sprach mich eine junge Frau auf Hebräisch an. Ich antwortete ihr auf Englisch, dass ich sie leider nicht verstünde. Daraufhin wechselte auch sie sofort ins Englische und sagte mir, dass sie meinen Hosenanzug so toll fände.

Dieses Erlebnis war interessant für mich: Nicht nur weil alle Israelis nahezu fließend englisch sprechen – sondern weil die junge Frau so offen, so herzlich, so nett war.

Was ich an Tel Aviv auch schön fand, war der Strand. Mir hat dieser Gemeinschaftsgedanke gefallen, den man da spürte: dass er für alle Menschen da ist, dass es Plätze im Schatten und öffentliche Toiletten gibt, ohne dass man bezahlen muss. Ich fand auch die Stadt schön, weil sie so südländisch war, was ich nicht so erwartet hätte. Klar, da stand oft Müll herum, die Autos waren dreckig oder kaputt, aber das war irgendwie auch sympathisch. Die Menschen empfinden das ganz anders als wir. Auch wenn man abends unterwegs war, in den kleinen Bars: Überall ist Leben in der Stadt. Man sieht da dauernd so viele verschiedene Leute und hat die ganze Zeit das Gefühl: Es ist die dauerhafte Zusammenkunft von fremden Freunden. Hebräisch war die erste Sprache, bei der ich die Lust verspürt habe diese zu erlernen. Schreiben werde ich sie wohl nie können, aber die Sprache habe ich als sehr interessant und aufregend empfunden.

Umgekehrt fand ich interessant, wie stark die Trennung ist, die durch das Land verläuft. Nicht nur aufgrund der Mauer, die zwischen Israel und Palästina steht, auch in Jerusalem empfand ich die anwesende Spannung als extrem. Es war gut, dort einmal gewesen zu sein und die Atmosphäre gespürt zu haben, aber die Spaltung empfand ich als so negativ, dass ich mich dort nicht wohl fühlte.

Die Naivität und Hoffnung, die man sich bewahren möchte, schwindet in der andauernden Anspannung, die man übertragen bekommt. Während man sich in Tel Aviv aufhält, kann man sich diese zwei Dinge jedoch bewahren und kann auf bessere Zeiten hoffen. Es war eine wichtige Erfahrung für mich zu sehen, dass von einer Straße auf die andere eine andere Sprache gesprochen wird, eine andere Religion ausgelebt wird und einander Toleranz gewährt wird.

Der beeindruckendste Ort auf der Reise war das Tote Meer – ein Naturerlebnis, das ich in dieser Art noch nie erlebt habe. Wegen der 47 Grad Lufttemperatur war das Wasser so heiß wie in einer Badewanne. Überall liegt Salz auf dem Meeresgrund und das Wasser ist glasklar. Im Wasser zu schweben und lesen zu können, war ein beeindruckendes Erlebnis.

Besonders schön war auch das Abendessen bei Ori und Maya und ihren Kindern. Sie sind eine Familie, die extrem weltoffen lebt. Ich fand es spannend, mit ihnen Diskussionen über die Geschichte des Landes, die Militärtreue und die Religionskonflikte zu führen. Diese Zusammenkunft bei dem schönen Essen und die Art, wie die Menschen einen aufgenommen haben war für mich ein unbeschreibliches Erlebnis – das Gefühl von Familie.

Man kann die Stadt mit Berlin meiner Heimatstadt vergleichen – die Leute sind weltoffen, kommunikativ, tolerant und jeder ist individuell speziell. Von der Architektur her ist die Stadt ganz anders, aber alle leben miteinander, egal woher sie kommen, welcher Religion sie angehören, wen und wie sie lieben und wie sie sich selbst definieren.


Monique Leher, 21 Jahre
geboren in Berlin, studiert in Hamburg im dualen Studium Business Administration. Im August 2017 besuchte sie auf einer 6-tägigen Reise zum ersten Mal Israel.